Reinhard Döhls berühmtes Bildgedicht Apfel (1965) nimmt aus der Wiederholung des Wortes „Apfel“ und, zwischen diesen versteckt, des Wortes „Wurm“ Gestalt an. In Johannes Auers digitalisierter Adaption worm applepie for doehl wird diesem Wurm nun Leben eingehaucht: Er frißt sich durch die Frucht und tilgt mit den sprachlichen Signifikanten auch den visuellen. Da es sich um ein animiertes Image mit Endlos-Loop handelt, erfolgt dieser Vorgang wieder und wieder. Der bewegliche Wurm im Apfel steht für die Fortführung konkreter Poesie mit digitalen Mitteln. Die zugrundeliegende Technologie sorgt dabei für eine Erweiterung der stilistischen Mittel: Während im Modus konkreter Poesie neben der sprachlichen die graphische Qualität der Wörter zum konstitutiven Element des Textes wird, nimmt in den digitalen Medien auch die Zeit – der Text kann erscheinen, sich bewegen, verschwinden – sowie die Interaktion – der Text tut dies aufgrund einer Aktion des Lesers – eine bedeutungsgenerierende Rolle ein. Zur Syntax von Text und Raum tritt die Syntax von Zeit und Interaktion.
Klassifikation | Classification
Werk-URL | Work URL
Jahr der Erstveröffentlichung | Year of original publication
1997
Sprache(n) | Language(s)
Englisch
Deutsche Beschreibung | German description
Autor der deutschen Beschreibung | Author of German description
Roberto Simanowski