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Leonce und Lena. Ein interaktives Lustspiel

Submitted by lemadmin on Tue, 05/05/2015 - 02:00
Klassifikation | Classification
Autor(en) | Author(s)
Sack, Tilman
Jahr der Erstveröffentlichung | Year of original publication
2001
Sprache(n) | Language(s)
Deutsch/Englisch
Screenshots
Deutsche Beschreibung | German description

Autorenbeschreibung:

"Theater im Netz ... Netz im Theater" ist ein Projekt, das eine Geschichte auf zwei Arten erzählt. Zum einen wird das Theaterstück "Leonce und Lena" zur interaktiven Geschichte im Internet. Zum anderen soll das Internet als Bestandteil eines Theaterereignisses integriert werden. Wir wollen dabei nicht das Internet kritisch thematisieren, sondern die besonderen Kommunikationsmerkmale des Internets für die Theateraufführung nutzbar machen.

Die Grundidee Netz und Theater miteinander zu verknüpfen, fußt auf folgenden Überlegungen: Wir gehen zunächst von der theatersemiotischen Definition es theatralen Aktes aus. "Theater findet statt, wenn mindestens ein Mensch eine Rolle vor mindestens einem Zuschauer in einem bestimmten Raum darstellt". Wir fügen, von Peter Szondi ausgehend, weitere Überlegungen hinzu: Der Kern des theatralen Ereignisses ist das, was zwischen den handelnden Personen stattfindet, wie z.B. der Konflikt zwischen Leonce und König Peter. Um diese Konflikte zwischen handelnden Personen darzustellen, sind die Einheit von Ort, Handlung und Zeit notwendig. Das theatrale Ereignis selbst, die Darstellung des Konflikts, wird immer dann unterbrochen, wenn die Linearität der Zeit (Zeitsprünge, Rückblenden, parallele Zeitebenen), der Handlung (es muß eine Logik von aufeinanderfolgenden Ereignissen hergestellt werden) oder des Ortes (Wechsel des Raumes etc.) nicht mehr eingehalten werden kann. 

Mit diesen Überlegungen, wenden wir uns nun dem Internet zu: Wir können konstatieren, daß Internet nicht stattfinden kann, wenn zwei Menschen sich in einem realen Raum miteinander unterhalten. Es können zwar beide Menschen in einem Raum sitzen, "unterhalten" sie sich aber über das Internet. So findet dieser Prozeß eben nicht im "leiblichen" Raum, sondern genau zwischen den zwei Maschinen, also in einer "virtuellen Welt" statt, wobei die Frage, ob es sich beim Web um eine andere Welt handelt, erst einmal offen gelassen werden soll. 

Daraus folgt, daß für das Ereignis Internet die Einheit des Ortes nicht nur nicht notwendig, sondern geradezu ausgeschlossen ist. Internet kann nicht stattfinden, wenn die Einheit des Ortes gegeben ist. Gleiches gilt für die Einheit der Zeit. Sie ist nicht nur nicht notwendig (wir können jederzeit Internetseiten abrufen, die sehr viel früher gestaltet wurden), sondern ausgeschlossen. Selbst in der "direkten" Kommunikation, dem Chat, erscheinen die verschiedenen Beiträge immer mit einer, wenn auch sehr kurzen Zeitverzögerung. Dabei können wir uns auch gleich der Handlung zuwenden, ein Chatraum hat zwar für alle Chatter den gleichen Rahmen, der aber je nachdem welcher Browser benutzt wird, unterschiedlich aussieht. Die Beiträge erfolgen, ausgelöst durch die Zeitverschiebung bei den verschiedenen Usern, in unterschiedlicher Reihenfolge... Das gleiche könnten wir nun auch noch an Webcams u.ä. feststellen, die Handlung verläuft nicht linear. 

Ohne den Anspruch auf eine wissenschaftliche Beweisführung zu erheben, stellen wir die These auf, daß Internet nie stattfinden kann, wenn die Einheit von Zeit, Ort und Handlung gegeben ist und auch dann nicht, wenn mindestens ein leibhaftiger Mensch eine Rolle vor mindestens einem leibhaftigen Zuschauer spielt. 

Theater und Internet erscheinen uns im Moment also zwei völlig unterschiedliche Medien, die scheinbar nicht miteinander korresponieren können. 

Trotz alledem beschäftigen sich beide Medien mit demselben Stoff: Sie dienen beide der Darstellung von Kommunikation, wollen Ansichten und Informatinen weitertragen, verschiedene Menschen "spielen" sich etwas vor, tragen Konflikte aus, lieben sich oder wollen sich einfach kennenlernen. Beides sind Spiegelbilder mehr oder weniger großer Teile einer Gesellschaft.

Aufgrund dieser Überlegungen und angeregt durch die verschiedensten Erfahrungen mit Internet, wollen wir die Geschichte des Theaterstückes Leonce und Lena in diesen beiden Medien erzählen: Als interaktives Lustspiel "Leonce und Lena" als Theater im Netz und als theatrales Ereignis Netz im Theater. Die Verknüpfung dieser beiden Ereignisse werden somit zu "Theater im Netz .... Netz im Theater". "Leonce und Lena" und als theatrales Ereignis. Die Verknüpfung dieser beiden Ereignisse werden somit zu "Theater im Netz .... Netz im Theater".