[Im] Verbarium von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau […] kann man Text in eine Datenbank eingeben, der von einem Text-Bild-Konverter in eine organische Struktur umgerechnet wird.
Diese Struktur ist nicht nur sichtbar, sondern auch lesbar, wobei frühere Online-Einträge in die Datenbank ebenfalls lesbar sind. Das hierfür verantwortliche Programm, das alphanumerische Zeichen des ASCII-Codes in elementare geometrische Formen und Farbwerte umcodiert, ist nur konzeptuell anwesend. Anwesend in dem Sinne, dass die Fusion von Text und Bild auf die symbolischen Prozesse ‚hinter‘ dem Interface-Ereignis verweist.
Dieses Konzept macht deutlich, dass sich ‚hinter‘ den visuellen (auch den akustischen) Repräsentationen immer ‚Text‘, genauer: alphanumerische Zeichen verbergen, die diese visuellen Repräsentationen steuern. Das gilt für die digitale Komposition von Bildern ebenso wie für jedes Pixel auf dem Bildschirm. Auch die anderen Beispiele bearbeiten dieses Konzept; es verweist letztlich auf die vielen Ebenen digitaler Symbolsysteme, bis zurück auf die Ziffern 0 und 1 oder O und I, die das Fließen oder Nichtfließen von Strom symbolisieren. Das Interfacework also führt das Codework konzeptuell mit – und umgekehrt. Beziehungsweise wird die Differenz zwischen ihnen anschaulich und reflektierbar.
Quelle: Friedrich W. Block: p0es1s. Rückblick auf die digitale Poesie. Klagenfurt, Graz: Ritter, 2015, S. 112 f.