Der Eingang kommt mit philosophischer Wucht: „Er entwickelte aus der Beobachtung, daß man in jungen Jahren vor allem an die Zukunft, im Alter dagegen an die Vergangenheit denkt, eine Theorie; nämlich daß es im Leben eines jeden Menschen einen Moment geben muß, bei dem er ganz in der Gegenwart und bei sich ist. Nun harrte er auf diesen Augenblick, voller Angst, ihn zu verpassen.“
So beginnt ein Hypertext (‚Beobachtung‘, ‚Zukunft‘, ‚Vergangenheit‘, ‚Theorie‘ usw. sind Links), der dann durchaus lebensphilosophisch fortfährt. „Es handelt sich um ein stark vernetztes Labyrinth mit einem Eingang und ohne Ausgang“, so Nils Ehlert selbst: „Die Texte auf den Seiten drehen sich um die Gedanken und Erlebnisse einer Hauptperson und sind über Links eher assoziativ als kausal miteinander verknüpft. Bilder (meist Fotos) und kleine Animationen illustrieren und kommentieren den Inhalt der Texte.“
Die Animationen sind mitunter sehr wuchtig – wie der blitzende Hintergrund, wenn im Node ‚Angst’ vom aufblitzenden Grauen die Rede ist – oder bewegt – wenn die angesprochenen „Wellen der Zeit“ sich im wellenden Hintergrund spiegeln –, aber nicht ohne Witz – wenn beim Ausfüllen eines Fragebogens manche der automatisch erscheinenden Buchstaben wieder zurückgenommen werden und so in der Sparte Vorbild in der Literatur statt Don Quijote schließlich Faust stehen bleibt. Wer da den Boden verliert, findet im Inhaltsverzeichnis einen Wegweiser durchs Labyrinth.
Quelle: Roberto Simanowski (Hrsg.): Literatur.digital. Formen und Wege einer neuen Literatur. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002, S. 164 f.