Der Kosmos des Joseph von Westphalen ist um ein Leporello arrangiert, das – folgt man dem angebotenen Link – in zwei ,animierte‘ Kontexte eingebunden ist: einen akustischen, der als Hintergrund aus einem Wechsel von kurzen Geigensoli und Applaus besteht, und eine Animation des Leporellos im Vordergrund. Diese Animation lässt sich im Gegensatz zur akustischen durch den Leser/Betrachter steuern, indem er mittels Mausbewegung den sichtbaren Ausschnitt des Leporellos nach oben und unten laufen lassen kann. Innerhalb des Leporellos sind Bereiche definiert, die durch Mausklick zunächst vergrößert und farbig dargestellt werden und dann als Ausgangspunkt für weitere Erkundungen des ,Kosmos‘ dienen. Diese Wege werden zumeist von gesprochenen Erklärungen Westphalens zum gezeigten Material begleitet und führen, wenn man nicht den beinahe immer angebotenen Weg zurück antritt, meist zu Stellen aus den gedruckten Texten, die vollständig auf der CD-ROM enthalten sind.
Insbesondere die kommentierende Begleitung durch den Autor bzw. Collageur des Leporellos, die als kurze Audioeinspielungen ,Antworten’ auf ,fragende Mausklicks’ darstellen, situieren den Leser/User in einer Opposition zum omniscenten Autor. Diese Rolle rückt nur wenig von der traditionellen Rolle des Lesers ab, der raum-zeitlich in einer unüberbrückbaren Entfernung zum Autor steht, eher gleicht sie einer ebenso traditionellen Zuhörer- bzw. Zuschauerrolle bei von Autorenlesungen mit anschließendem Autorengespräch. Betont wird diese Situierung durch den eingespielten Applaus und die Verwendung von Lesungsmitschnitten. Insofern betonen die animierten Anteile in Westphalens ,Kosmos‘ mitsamt der Auswahlmechanismen die Autor-Leser-Opposition in einer literarischen Kommunikationssituation.