Ins Zentrum von Maclib stellt Dirk Schröder seinen aufwendig programmierten Gedichtegenerator Wording, der jedoch nicht beliebige Gedichte erzeugt, sondern versucht, ein ebenfalls computererzeugtes Gedicht anzuzeigen. Das gelingt immer nur näherungsweise, da weitere Algorithmen dieses Prozess stören. Alle verwendeten Programmcodes stellt Schröder im Quelltext zur Verfügung. Außerdem kontextualisiert er sein Projekt durch eine umfangreiche Linksammlung, die auf wichtige Texte und Material zur automatischen Textgenerierung verweist.
Der ganze Aufwand, und genau darauf zielt das Projekt, deutet letztlich auf die Frage, die alle Gedichtmaschinen aufwerfen: Wenn der Text beliebig neu generierbar ist, was genau macht dann noch die Qualität des einzelnen Produktes aus? Oder anders gefragt: Muss nicht eine originär menschliche Leistung, wie Intuition oder Unberechenbarkeit hinzutreten, um aus einem Textkonstrukt ein Gedicht zu machen?
Dirk Schröders gelungene und konsequente Arbeit hat die Jury durch ihre Originalität, die Komplexität ihrer Fragestellung und Ausführung überzeugt. Georges Perec hat sein erwähntes Hörspiel damit enden lassen, dass die Maschine am Schluss zusammenbricht, als sie ein Goethe-Gedicht verbessern soll.
Auch Schröders Maschine läuft auf ein zerstörerisches Ende zu. Während der Interessierte sich in den letzten sechs Wochen mit dem Generator beschäftigen konnte, veränderte sein Verhalten gleichzeitig, kaum merklich, die Webseite von Macelib. Dieser einprogrammierte langsame Tanz der Webseiten endet am 11.11. um 24 Uhr mit einem furiosen Finale. Das Metaprogramm von Macelib erstellt aus den „Abfall“-Daten von Wording sowie den gesammelten Benutzerdaten ein Tableau und löscht Macelib. Wer bei der Aufführung von Macelib nicht dabei war, wird also nur noch das Schlussbild sehen und eine Dokumentation lesen können, die das Versäumte beschreibt.
Lobende Erwähnung beim 1. Junggesellenpreis für Netzliteratur, 2005
Quelle: Begründung der Jury (Johannes Auer. Friedrich W. Block, Florian Höllerer, Beat Suter): http://www.junggesellenpreis.de/jury.html