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TA3BIIR

Submitted by schaefer on Tue, 11/15/2016 - 11:33
Klassifikation | Classification
Autor(en) | Author(s)
Zeitgenossen
Hentschläger, Ursula
Wiener, Zelko
Jahr der Erstveröffentlichung | Year of original publication
2005
Autoren-Webseite(n) | Author's website(s)
Screenshots
Deutsche Beschreibung | German description

TA3BIIR ist poetische Erinnerung und Perspektive zugleich. Schon der Titel des Stücks vermittelt diese Ambivalenz, indem er selbstbezüglich verfährt, „Ausdruck“ und „Begriff“ nicht nur bedeutet, sondern auch formal vorführt. Jeder Ausdruck bindet Erinnerung in kulturellen und individuellen Voraussetzungen sowie Perspektive in der Setzung seiner immer wieder einzigartigen Realisierung. Als lateinische Lautschrift für das Arabische, in der der Titel gestaltet ist, changiert er zwischen verschiedenen Sprach- und Kultursystemen. Diese Ästhetik der Bewegung ist kennzeichnend für interessante künstlerische Eingriffe in Medienkultur allgemein und für die Webdramaturgie der Zeitgenossen im Besonderen. Ähnlich wie das Modul OROS eröffnet TA3BIIR im Phantasma-Projekt einen Erfahrungsraum für Sprache und insbesondere für Stimme im Konzert des mulitmedialen Theaters. Auch hier bekommt man die Möglichkeit, bestimmte Parameter wie Laute, Worte, Nationalsprachen, Stimme bzw. Sprecher oder Sprecherin, Geschwindigkeit und Lautstärke wie an einem Mischpult zu steuern und diese synthetisch zu verknüpfen oder analytisch zu isolieren. Anders als bei OROS wird dabei mit dem Arabischen gegenüber dem Griechischen ein komplementärer Kulturraum angespielt. Erscheint dort Graffitischrift als Indikator für Lautsprachliches, ist es hier in die kosmologische, numerische und universelle Symbolik des Sterns eingebunden. Zugleich wird die Frage der Übersetzbarkeit des Begrifflichen von „Abglanz“ bis „Zauber“ aufgeworfen – liegt sie vielleicht im ‚Transrationalen‘ des Lautlichen, wie schon die russischen Futuristen glaubten? Dabei macht sich TA3BIIR eine Errungenschaft der jüngeren Lautpoesie zu eigen und integriert diese gleichwertig, d.h. spannungsreich in das Textbildklangnetz: die Differenz zwischen der Authentizität der individuellen Stimme und der Künstlichkeit ihrer technischen Umsetzung und Verfremdung. Im Kontext elektronischer Medien ist die individuelle Stimme als quasi archaisches Menschmedium markiert, das gleichwohl elektronisch wie jedes andere Ausdrucksmedium simuliert und manipuliert werden kann. Was sich hier also öffnet, ist die Möglichkeit, Erfahrungen mit elementaren Weisen der Sinnbildung zu machen, den Wechsel zwischen Aufbrechen und Zusammenfügen dessen, was sich wahrnehmen, fühlen, denken und kommunizieren lässt, teilnehmend zu beobachten – also die Möglichkeit zu poetischer Existenz.

Autor der deutschen Beschreibung | Author of German description
Friedrich W. Block